Montag, 22. April 2024
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Wann wird der eFussball auf dem Niveau des realen Fussballs sein?

Es gibt viele Artikel zur Frage ob der „eSport“ den realen Fussball verdrängt. Wir würden hierzu erst einmal anregen, die Begrifflichkeit zu ändern von eSport zu eGaming und den „eSport“ gesondert zu betrachten. Definieren wir also eSport mal so, dass darunter nur echte Sportarten fallen (z.B. Baskteball, Fussball etc), die aber „digital“ ausgeführt werden. Zu eGaming zählen wir dann Klassiker wie Fortnite etc die in unserer Diskussion erstmal nicht ins Gewicht fallen.

Verdrängt also der Esport den realen Sport? In unserem Fall, verdrängt der eFussball den realen Fussball?

Eigentlich wollten wir diese Frage schon vor der Corona Situation stellen, da wäre die Frage wohl noch „ob“ gewesen…nun ist die Frage tatsächlich eher „wann“.

Wann wird der eFussball auf dem Niveau des realen Fussballs sein? Und welche Konsequenzen könnte das haben?

Hierzu präsentieren wir ein paar Potentiale, viele Fragen, mögliche Auswirkungen, Theorien bzw Visionen.

Damals und Heute

Gehen wir zunächst ein paar Jahre oder gleich ganze Jahrzehnte in der Zeit zurück.

Wer in den 90er aufgewachsen ist, dürfte bis heute so ziemlich jede Spielekonsole miterlebt haben.

Man konnte sämtliche Spielgenres in dessen Entwicklung verfolgt haben, als auch zeitgleich die unaufhaltsame Entwicklung des Internets bestaunen.

Wir sind uns sicher einig, dass man bis zur Jahrtausendwende, wohl zu mindest in Europa, noch keinen Gedanken an die heutigen Auswüchse/Potentiale des e-sports verschwendete. Man stelle sich nur vor, ein Kind oder ein Teeny hätte zu dieser Zeit gesagt, es wolle professioneller eSportler werden. Das arme Kind wäre wohl unmittelbar zur Adoption freigegeben worden. Und selbst heute 2020, ist es vielerorts immer noch verpönt innerhalb der Familien über einen solchen Traum zu sprechen, aber, ist es nicht auch auf den realen Fussball zu beziehen?

Jeder kennt die Situation von sich selbst, oder von Freunden/Bekannten. Wenn man sich, sagen wir mal um die frühen 90er herum, mit dem Traum Profifussballer zu werden an seine Eltern wandte, hagelte es meist Ablehnung. Teilweise wurden hier bereits Karrieren von möglichen Profifussballern, bereits in der Entstehung, im Keim erstickt. 20 Jahre später sah das aber schon ganz anders aus, teils sind es nun ja schon die Eltern, die Ihre Kinder bedrängen Profi-Fussballer zu werden, da man erkannt hat, wieviel Geld im Spiel ist.

Machen wir nun kurz den Schwenk ins Hier und Jetzt. Was werden wohl Eltern heute zu Ihren Kindern sagen, die den Wunsch äußern, professioneller eSportler zu werden (unabhängig vom Genre)? Wie wird das in 5-10 sein? Sicher identisch.

Wie man dieser interessanten Wikipedia Seite entnehmen kann, wurde die erste größere, „internationale“ Veranstaltung im Esport im Jahr 2000 in Seoul veranstaltet. Größtenteils (noch) asiatisch geprägt. Gar Weltmeisterschaften werden mittlerweile in allen Genres ausgetragen. Die Generation Y / Millenials sind auf dem Vormarsch, unaufhaltsam.

Ein neues Zeitalter bricht an

Die Gründung von „Twitch“ (gehört zu Amazon Inc.) 2011 sollte aber wohl den echten Startschuss in ein goldenes Zeitalter des e-Gamings bedeuten. Die Zugriffszahlen des „Live-Watchings“ von eGamern nehmen immer weiter zu und hat mittlerweile auch finanziell Sphären erreicht, die wohl (derzeit) nur von Youtube getoppt werden. Erst seit kürzerer Zeit springen übrigens andere Plattformen wie u.a. Youtube und Facebook ebenfalls auf diesen Zug. Die Zuwächse dieser Plattformen lassen das Potential erahnen. Es bleibt abzuwarten, welche neuen Plattformen hierzu noch entstehen und ob aktuelle Plattformen wie Netflix ebenfalls nachziehen. Die Wettindustrie hat den Bereich eSports ja auch schon mit ins Programm aufgenommen.

Lassen wir mal ausser Acht, dass andere Genres (noch) viel beliebter in der eGaming Welt sind und fokussieren wir uns wieder auf den eFootball Markt.

In Deutschland war es 2016 der VFL Wolfsburg, der als erster Bundesligist eine eigene eSport Abteilung begründete. 4 Jahre später ist dieser Fall schon allgemeine Routine, und das nahezu weltweit. Wenn wir uns nun noch bewusst in welcher (Corona) Situation wir uns Stand heute befinden, verwundert es nicht, dass wir diese „Frage“ nun aufgreifen. Die Sportschau hat hierzu übrigens einen interessanten Überblick über die aktuellen Aktivitäten (während der Corona Quarantäne) im eSport erstellt. Das Fazit aller Beteiligten ist durchweg positiv und die „Zuschauerzahlen“ sind bemerkenswert. Über die positiven Social Media Effekte freuen sich ebenfalls alle.

Wir sehen also, selbst die anfänglichen Kritiker haben erkannt, dass man die Augen davor nicht verschließen kann, und unbedingt aktiv partizipieren muss, um den Anschluss nicht zu verlieren. Mehr als je zuvor wird es wohl entscheidend sein, wie man diese sogenannte Generation Y für sich gewinnt.

Eine virtuelle Bundesliga gibt es bereits, andere Länder bieten ähnliche Wettbewerbe an. Es gibt sogar schon eNationalmannschaften. Beispiel: https://www.dfb.de/enationalmannschaft/das-team/

Es sei positiv erwähnt, dass der DFB das Momentum als Vorreiter erkannt hat und mit seiner Plattform https://www.dfb-efootball.de/ in diesem Jahr an den Start ging. eFootball steht hier im Mittelpunkt und einige der von uns nachfolgend erwähnte Punkte fallen wohl mit in die Entscheidung für eine solche Plattform. Sicherlich wird es also eine nicht unerhebliche eSport Abteilung in der neuen DFB-Akademie in Frankfurt geben. Vergessen wir nicht, dass diese Branche bereits jetzt viele Arbeitsplätze generiert, und das unserer Meinung nach erheblich wachsen wird.

Bleiben wir beim Thema Arbeitsplätze und schauen mal welche Bereiche sich wie entwickeln könnten.

Vision

Wie schon erwähnt, tragen Plattformen wie Twitch zur Vermarktung dieses Feldes erheblich bei, es gibt Klickzahlen-Orientierte Beteiligungen, Sponsoren und Preisgelder bis in die Millionenbereiche und der eSport ist da derzeit noch an letzter Stelle im Vergleich zu anderen Genres!

Gehen wir mal von den zu Letzt bekannten Zahlen / Gehältern der eFussballer aus, die zwischen 60.000USD und 350.000USD pro Jahr liegen, ist es simple Mathematik, um zu erahnen, dass dieser Bereich durchaus eines Tages in die Sphären des realen Fussballs landen könnte (je nach gemeinschaftlicher Entwicklung weltweit). Digitalisierung ist ohnehin in vielen kleineren Ländern bereits fortgeschrittener als in den vermeintlich Größeren. Es wird demnach kein technisches Hindernis darstellen, eine weltweite Vernetzung des eSports auf das Niveau des realen Sports zu bekommen. Mitunter dürfte es leichter und schneller gehen.

Spinnen wir das also mal weiter.

Annehmend also, dass die finanziellen Rahmenbedingungen (annähernd) erreicht würden, hätte das massive Auswirkungen. Man müsste in nahezu gleichem Ausmaß „trainieren“, sich „fit halten“ und entwickeln, dazu wird es auch wieder Mitarbeiter und Abteilungen geben müssen, die das vorantreiben, sogenannte Coaches (und ja, die gibt es schon, speziell in Südkorea).

Technische Hilfsmittel für die Analyse und gar das Scouting gibt es an sich schon, aber würde es dann ebenfalls in angepasster Form geben. Man stelle sich eine Video-Scouting-Plattform wie WyScout also für eFussballer vor. Uns beispielsweise Transfermarkt.de auf den eSport gemünzt vorzustellen fällt uns gar nicht mal so schwer und gibt es auch schon im Anfangsstadium: https://www.transfermarkt.de/intern/esports. Analysten müssten Vor- und Nachteile der Spielweisen analysieren, Statistiken erheben, künftig eventuell gar mannschaftlich und taktisch relevante Spielmuster erkennen. Was wären beispielsweise Attribute von eSportlern die man scouten und analysieren müsste? Handlungsschnelligkeit, Nervenstärke, Technik etc – macht doch Spaß sich das vorzustellen. Und auch hier können eSpieler ja gelbe Karten/rote Karten erhalten und sich verletzen (z.B. Kapselriss im Finger). Scouts würden also eFussballer analysieren und verfolgen, um dessen Potentiale womöglich für Ihren eigenen Verein anzuwerben. Am Besten per (Live) „Scouting Feed“ 😉

Und damit wären wir schon beim nächsten Thema, Transfers. eFussballer könnten abgeworben, verkauft/gekauft werden, gar verliehen. Demnach wird es auch „vereinslose“ Spieler geben, Marktwerte würden entstehen und wie im Domino Effekt folglich auch wirtschaftliche Säulen Ihrer Vereine darstellen.

Zusammenhängend, könnte eines Tages ein gewaltiger Hype um die Spieler entstehen, so wie wir sie heutzutage von Messi oder Ronaldo her kennen. Social Media technisch sind einige eGamer ja bereits heute auf dem gleichen Niveau dieser Topstars.

Die Frage nach dem Spiel an sich kommt jedoch auf. Welches Spiel, aus technischer Sicht würde man verwenden? FIFA und Pro Evolution Soccer (in Asien viel beliebter) sind hierbei die aktuellen Vorreiter, wenn wir dann gleich noch auf VR zu sprechen kommen, könnte dies wiederum alles verändern. Ligensysteme, Welt- und Europameisterschaften gibt es bereits, auch wenn in abgewandelter Form. Diese müssten sicher mal genauer geplant und definiert werden. Aber wie z.B. würde man im weltweiten Vergleich damit umgehen, wenn der eine FIFA nutzt der andere aber „Pro Evo“? Die jährlichen Anpassungen der jeweiligen Spiele würden zudem brisante Neurungen (vergleichbar mit Motorenveränderungen in der Formel 1) mit sich bringen. Spannend.

eSport Ausgliederungen von den jetzigen Vereine werde ebenfalls schon diskutiert. Die Infrastruktur unserer Vision ist demnach voll gegeben. Dennoch ergaben persönliche Befragungen von Mitarbeitern in allen erwähnten Bereichen auf globaler Ebene überwiegend abstreitende Argumente. Man will es entweder nicht wahrhaben, weil man Angst hat seine eigene Wichtigkeit im Spiel zu verlieren und damit den Arbeitsplatz, oder man kann es sich schlichtweg einfach nicht ausmalen/vorstellen.

Offline Spielstätten“ sind ebenfalls schon vorhanden, so gibt es zum Beispiel in Hamburg schon eine kleine Arena die es zig tausend Zuschauern erlaubt das Erlebnis live im Stadionambiente zu verfolgen.

Fragen über Fragen. Wird es gar Namensrechte für Stadien geben? Wie werden künftig i.A. die Rechte/Lizenzen der Spiele und Spieler, Videos etc vermarktet und verteilt? Und von wem?

Wer von den aktuellen Produzenten bzw. welche Art von Unternehmen wird es dann geben, die die Bilder/Videos produzieren?

Die Auswirkungen auf den realen Sport wären in jedem Fall deutlich zu spüren. Es würde sicher eine Art „Umverteilung“ von Interessen, Sponsorengelder, Mitgliederzahlen etc geben. Die bereits rückläufigen Zahlen von aktiven Sportlern würde sicher verstärkt werden. Das kann zwangsläufig auch nur wenig Positives für den allgemein gesundheitlichen Aspekt der Menschen haben und nicht abschätzbare Veränderungen global gesellschaftlicher Natur bedeuten.

Beim Thema „Vereinsleben“ und Mitgliederzahlen könnte es aber auch Potentiale geben, diese zwar anders zu generieren aber dennoch zu erhalten oder gar zu steigern. Wir haben ja bislang auch noch nicht einmal das Thema Virtual Reality erwähnt, und was dieser Bereich an zusätzlichem Potential für alle erwähnten Bereiche mit sich bringen könnte. Denken wir nur mal kurz an potentielle „Zuschauer-Einnahmen“ die jeder dann nahezu von überall generieren könnte. Muss es dann überhaupt noch ausverkaufte Stadien geben, oder könnten über VR Zugänge nicht viel mehr Leute (unbezahlt oder bezahlt) als „Fan“ und Live-Zuschauer an einem Spiel teilnehmen.

Virtual Reality könnte wortwörtlich sogar ein gesonderter Game-Changer werden, denn dann würde man Sport nicht mal mehr nur „passiv“ über Konsolen oder PCs betreiben, sonder nahezu schon aktiv im virtuellen Raum, Trainings- und Spieleinheiten würden dann ebenfalls ganz anders gestaltet werden, womöglich auch lokal ungebunden!? Alle zu vor erwähnten Bereichen müssten ebenfalls daran angepasst werden. Ein eFussballer wäre dann ein einzelner aktiver Spieler innerhalb eines echten Teams, man stelle sich 22 Feldspieler und Schiedsrichter in deren VR Version vor!

Man kann auch hier wieder endlos weiterentwickeln und Fragen aufwerfen, ob man z.B. dann auch an der Athletik und Technik von VR eSportlern arbeiten kann, wie man es im realen Fussball tut. Wird es gar verletzte Spieler geben und wird dann auch das Alter der Spieler entscheidend sein?

Zu abwegig? Kann sein, muss aber nicht. Man könnte auch berechtigterweise fragen, was „nach VR wohl kommt“.

Fazit

Das fällt (unserer Meinung nach) kurz aus. Wir hatten es bereits eingangs erwähnt. Die Frage ist nicht „ob“, sondern wann es so weit sein wird und wie. Es wird eine „Umverteilung“ geben. Zwangsläufig, und Situationen wie „Corona“ begünstigen und beschleunigen das nur, werden die genannten Gebiete des eSports nach und nach erobert bzw erschlossen. Zunächst national und dann vermehrt international (vernetzt).

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